Heute Nacht wird wohl Alexis Lafrenière als erster Spieler des diesjährigen NHL Entry Draft aufgerufen werden. Doch für den Kanadier und wohl auch für Marco Rossi ist eine Top Draft Platzierung keine Garantie auf eine NHL Karriere.
Im Normalfall blickt Kanada und der Rest der Eishockeywelt Mitte Juni gespannt auf die zukünftigen NHL Stars oder besser auf die Spieler die sich auf diesen Weg dorthin befinden. Steht doch in dieser Zeit normallerweise immer der NHL Entry Draft an. In diesem Jahr ist wegen der Corona Pandemie alles anders. So bleibt das Bell Centre, die Heimstätte der Montreal Canadiens heute leer. Findet doch der Draft 2020 heuer ausschließlich virtuell im Internet statt. Damit gab es auch für die Kandidaten keine Möglichkeit sich bei den Vorort stattfinden Tests sich nochmals richtig stark zu präsentieren.
Dies kann Vorteile aber auch Nachteile haben.
So wäre unter den diesjährigen Verhältnissen der 2017 NHL Draft wohl etwas anders gelaufen. So galt der Kanadier Nolan Patrick als der beste seines damaligen Jahrgangs und so auch als 1.Pick aufgerufen worden. Der heute 22-jährige Stürmer der Philadelphia Flyers laborierte im Juni 2017 aber noch an einer schweren Verletzung die er sich im laufe der Saison zugezogen hatte und war so nicht voll fit zu den letzten Fitness Tests angereist. Die Gunst der Stunde schlug dann für den Schweizer Nico Hischier der von den New Jersey Devils am Ende den Vorzug vor dem Kanadier erhalten hatte. Dies soll keine Schmälerung des Können des Schweizers oder des Kanadiers bedeuten nur soll dieses Beispiel zeigen wie schnell es für NHL Prospects in eine andere Richtung laufen kann.
Als Spieler in der ersten Runde gedraftet zu werden bedeutet für die meisten Spieler eine sichere NHL Karriere, doch ab diesem Zeitpunkt warten noch zahlreiche Hürden auf diese jungen Spieler bis sie wirklich den Weg zu einem echten NHL Spieler schaffen können. Das Talent, den Willen und die dafür nötige Einstellung haben sie bis zum erfolgreichen Draft alle diese Spieler gezeigt.
Der schwerste Sprung zu einer langfristigen und erfolgreichen NHL Laufbahn steht ihnen aber noch bevor, so heißt es nun den Sprung vom Junioren Hockey zum NHL Profi zu schaffen.
In diesen Jahren wurden aber schon sehr viele Spieler weit zurück geworfen. Einigen gelang einfach der Schritt in das erwachsenen Eishockey nicht und zahlreiche Spieler wurden durch schwere Verletzungen am Ende so aus der Bahn geworfen das ihr Ziel NHL gerade noch erreicht wurde und diese Spieler zumindest einige Male NHL Luft schnuppern konnten. Es gibt aber auch Spieler die sich in ihrer Lage zu sicher waren und sich auf ihr Können zu sehr verlassen hatten so das der Sprung in die NHL trotz ihres großen Talents nicht bewältigt werden konnte.
Wer kennt in Österreich, außer wirkliche Insider und ganz große Fans zum Beispiel noch die Namen JesseNiimimäki, Jakub Koreis Michael Henrich, Mark McNeill oder Sasha Pokulok um nur fünf Spieler namentlich zu erwähnen. Alle diese genannten Spieler waren in den letzten Jahren in der EBEL tätig, und alle waren in den NHL Entry Drafts in der ersten Runde von einem NHL Klub auf de Bühne gerufen worden.
Ein Beispiel ist dabei auch der gebürtige Kanadier mit einem österreichischen Reisepass Tyler Cuma. Der heute 30-Jährige wurde 2008 von den Minnesota Wild in Runde 1 als #23 Pick ausgewählt. In der folgenden Saison zog sich der Verteidiger eine schwere Knieverletzung zu und konnte so nur 21 Spiele für die Ottawa 67’s, dem aktuellen Team von Marco Rossi, bestreiten. Trotz dieses Rückschlags unterzeichneten die Wild im Juli 2009 einen Vertrag mit Cuma. Der Austro-Kanadier bestritt daraufhin noch ein weiteres Jahr in der OHL.
Im Sommer 2010 ging es zum AHL Farmteam der Wild nach Houston. Tyler Cuma’s Weg zeigte dort wieder in die richtige Richtung doch im Februar 2011 musste der Verteidiger nach einer Kollision mit der Bande mit der Trage vom Eis gebracht werden wobei er sich erneut am linken Fuß verletzt hatte.
Cuma kehrte aber nochmals zurück in die AHL und am 5.April 2012 bestritt der Verteidiger mit den Minnesota Wild im Spiel gegen Chicago auch sein erstes und einziges NHL Spiel. Ende September 2014 wechselte Tyler Cuma dann in die EBEL wo er für die Vienna Capitals, den Graz 99ers und den Haien aus Innsbruck tätig war.
Neben Tyler Cuma waren oder sind, wie aktuell der Schwede Michael Rasmussen der 2017 von den Detroit Red Wings gedraftet wurde und nun an die Graz 99ers verliehen ist, noch weitere Spieler und Tormänner in der EBEL bzw. ICEHL tätig die in ihrer Karriere als 1st Round Spieler keine 100 Spiele in der NHL bestreiten konnten.
Der Überblick:
1998 #11 Jeff Heerema (CAN,NED) 32 NHL Spiele
1998 #13 Michael Henrich (CAN) 0 NHL Spiele
1998 #16 Eric Chouinard (CAN) 90 NHL Spiele*
1999 #28 Kristian Kudroc (SVK) 26 NHL Spiele
2001 #28 Pick Adrian Foster (CAN) 0 NHL Spiele
2002 #15 Jesse Niinimäki (FIN) 0 NHL Spiele
2002 #19 Jakub Koreis (CZE) 0 NHL Spiele
2004 #8 Alexandre Picard (CAN) 67 Spiele
2005 #13 Marek Zagrapan (CZE) 0 NHL Spiele
2005 #14 Sasha Pokulok (CAN) 0 NHL Spiele
2005 #26 Matt Relech (CAN) 13 NHL Spiele
2006 #20 David Fischer (CAN) 0 NHL Spiele
2007 #19 Logan MacMillan (CAN) 0 NHL Spiele
2007 #25 Patrick White (USA) 0 NHL Spiele
2007 #30 Nick Ross (CAN) 0 NHL Spiele
2008 #11 Kyle Beach (CAN) 0 NHL Spiele
2008 #23 Tyler Cuma (CAN,AUT) 1 NHL Spiel
2011 #18 Mark McNeill (CAN) 2 NHL Spiele
2011 #28 Zach Phillips (CAN) 0 NHL Spiele
2017 #9 Michael Rasmussen (SWE) 62 NHL Spiele**
1998 #14 Patrick DesRochers (CAN) 11 NHL Spiele
2001 #29 Adam Munro (CAN) 2 NHL Spiele
2004 #17 Marek Schwarz (CZE) 3 NHL Spiele
2006 #26 Leland Irving (CAN) 2 NHL Spiele
2008 #30 Tom McCollum (USA) 4 NHL Spiele
2010 #27 Mark Visentin (CAN) 1 NHL Spiel
In dieser Statistik wurden Spieler vom NHL Entry Draft 1998 bis zum Draft 2018 aufgeführt
*(Als aktiver NHL Spieler im NHL Lock-Out Jahr 2004-2005 bei EC Red Bull Salzburg)
** (Aktiven NHL Vertrag bei den Detroit Red Wings)