Mario Kogler über das Eishockey in Österreich und der Schweiz

SC Bern Head Coach Mario Kogler
© Christoph Perren
Wir blicken in die Schweiz zum SC Bern, der letzten Sonntag den dritten Cup-Pokal der Vereinsgeschichte in die Höhe stemmen konnte. Headcoach der Mutzen ist der in Klagenfurt geborene Mario Kogler.

Am Sonntag wurde das Kapitel „Schweizer Cup“ mit einem Titel beendet. Wie ist der Cup als Turnier im Vergleich zum bisherigen Ertrag in der Meisterschaft zu vergleichen? 

Kogler: „Für uns persönlich als Mannschaft war nach dieser Saison ein Gewinn des Cups etwas ganz Wichtiges. Auch von der mentalen Komponente her gesehen. Wir haben etwas gebraucht, mit dem wir aufbauen können. In diesem Sinne hat der Gewinn für uns einen grossen Wert. Natürlich im gesamten Hockey in der Schweiz ist der Cup kein grosser Contest gewesen, trotzdem haben wir das Positive daraus mitgenommen.“

Die Spieler des SC Bern feierten im Zürcher Hallenstadion wie, als wären sie vor Publikum. Die SCB-Fans freute es.

Im Dezember vergangenen Jahres hast du die Mannschaft übernommen. Wo siehst du seither die grössten Veränderungen, die du mit deinem Trainerstaff in die Mannschaft hineingebracht hast?

Kogler: „Die Mannschaft hat eigentlich schon sehr viel Erfahrung. Viel reinbringen musste ich nicht. Das Konzept war eigentlich ein Gutes, wir haben gewisse Sachen natürlich verändert. Eine gewisse Kreativität aber auch eine Geradlinigkeit war uns wichtig. Schlussendlich hat die Mannschaft den Rhythmus wieder gefunden, im Spiel aber auch im Plan. Wenn man mit drei Quarantänen unterbrochen wird, findet man sehr schwer wieder hinein. Ich glaube, der Mix aus Rhythmus und Inputs von uns Coaches macht es hoffentlich schlussendlich aus.“

Das Traineramt einer Profimannschaft war auch für dich neu. Wie ist das tägliche Arbeiten mit den Spielern? Gibt es Vergleiche zu Junioren-Teams, die du bereits gecoacht hast?

Kogler: „Es geht darum, dass die Spieler sich auf individueller Basis weiterentwickeln. Jetzt hier auf Profi-Niveau geht es wirklich ums Gewinnen. Das ist nicht nur Spielerentwicklung. Das Coaching im Sinn von Spiele gewinnen hat sich verändert zum Nachwuchs. Es sind viele junge Spieler dabei, mit denen man gut arbeiten kann. Schlussendlich geht’s aber ums Gewinnen.“

SC Bern Head Coach Mario Kogler
© Christoph Perren

Seit 2017 warst du im Nachwuchs des SCB tätig. Was gibt es im Nachwuchsbereich für Unterschiede zwischen Schweiz und Österreich?

Kogler: „Ich habe Österreich vor mittlerweile 9 Jahren verlassen und wenig Kontakt in die Heimat. Ich verfolge auch das Eishockey zeitbedingt relativ wenig. Schlussendlich war immer bekannt, dass die Schweiz ein sehr gutes Ausbildungskonzept und gute Kooperationen mit Schulen und Lehrstellen hat. Das war in Österreich meines Wissens lange nicht so und jetzt sind sie in den Schritten dorthin. Aber schlussendlich ist es von der Infrastruktur, der Anzahl Eishallen und auch von der Wichtigkeit des Nachwuchs in der Schweiz ein riesen Unterschied zu Österreich. Da hat Österreich noch einen riesen Nachholbedarf.“

Du warst ja auch noch ein Jahr in Schweden. Wie ist Schweden mit dem Nachwuchs voran? 

Kogler: „Schweden darf man eigentlich nicht direkt vergleichen mit anderen wie z.B. der Schweiz. Die Anzahl Spieler ist in Schweden dramatisch höher, von dem her hast du auch ganz andere Möglichkeiten, wie du einen Spieler ausbildest. Beispiel: Konkurrenzkampf. Oben durch die Masse kannst du einen ganz anderen Konkurrenzkampf kreieren und dadurch die Spieler auf ein Level pushen, dass es herausfordernder wird für den Gegner. In der Schweiz bist du irgendwo limitiert. Du musst wirklich konkret gute Ausbildung betreiben, damit die Spieler überhaupt auf das oder annähernd an den Level herankommen. Für mich war die Erfahrung in Schweden etwas ganz Spezielles. Da ist Eishockey Nummer eins, dann kommt Schule und Lehre. In der Schweiz ist es doch noch umgekehrt. Aber beide Nationen, Schweiz und Schweden, legen individuellen Wert auf Ausbildungen des Spielers, um taktisch ein hohes Niveau zu erreichen.“

Als Spieler bist du 2008 zurückgetreten. Hatte das einen bestimmten Grund?

Kogler: „Ja, ich hatte bis zu dem Zeitpunkt drei Knieoperationen hinter mir und leider hat sich das dann nicht mehr weiterentwickelt. Ich habe versucht, mich zurück zu kämpfen, doch es ging nicht mehr.“

Du spieltest bei Klagenfurt und Salzburg. Derzeit ist in der Schweiz die Ausländer-Thematik mit einer Erhöhung auf 7 Stück in aller Munde. In Österreich hat jeder Club eine grosse Anzahl an Legionäre, die er verpflichten kann. Wie siehst du das, macht die Schweiz hier einen Fehler?

Kogler: „Das ist aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Das ist gefährlich, da jetzt ein Urteil abzugeben. Generell wenn ich den Brückenschlag zu Österreich mache: In Österreich ist es ein Punkte-Kontingent, ein Ausländer hat bspw. 4 oder 5 Punkte Wert und so können die Clubs die Kader auffüllen. Wenn man das dann in der österreichischen Nationalmannschaft anschaut, sind Spieler dabei, die die gesamte Saison niemals in gewisse Spielsituationen (Powerplay, Unterzahl) eingesetzt wurden. Wenn die Spieler dann plötzlich an einer WM sind, kommen sie in die Verantwortung und müssen plötzlich liefern. Von dem her ist das in Österreich keine gute Idee. In der Schweiz kann ich das nicht beurteilen, wie die wirtschaftliche Situation dadurch beeinträchtigt wird. Ich bin an und für sich nicht dafür, dass es eine Überflutung wird. Eine gewisse Anzahl ist okay, wenn das Ganze mit Lizenz-Schweizern auch aufgehoben wird, sind wir eigentlich auf der Anzahl wie jetzt mit den Lizenz-Schweizern. Die Zahl 7 ist denke ich vertretbar, aber höher hinausgehen würde ich auf keinen Fall befürworten.“

Wäre es für dich eine Möglichkeit, in Österreich einen Trainerjob anzunehmen oder willst du in der Schweiz bleiben?

Kogler: „Ich bin jetzt 33 Jahre alt und möchte so viel wie möglich von Top-Hockey-Nationen mitnehmen, sei es in Europa, Nordamerika oder sogar in Russland oder in China. Das wäre ganz interessant, solange ich das machen kann und keine Verbindlichkeiten in der Heimat habe. Ich möchte Schritt für Schritt im Profibereich Fuss fassen. Ich hoffe, das gelingt mir und wenn ich auch später mal ein Job-Angebot in Österreich bekomme, werde ich es liebend gern annehmen.“