IIHF WC Div IB: Kasparaitis und Zubrus feiern Comback für Litauen

Das litausche Nationalteam bekommt für die Heim WM prominente Unterstützung – Darius Kasparaitis (45) und Dainius Zubrus (39) feiern ein Comeback.

Anlässlich der bevorstehenden Heim-WM von Litauen in der Div. I B, stand uns der Organistions Manager Litauens, Nerijus Juodelis Frage und Antwort, auch zu den überraschenden Combacks von Darius Kasparaitis und Dainius Zubrus, die sich beide für dieses Ereignis wieder die Eishockeyschuhe anziehen werden.

Puckfans: Nerijus, vielen herzlichen Dank für Deine Zeit. Litauen hat dieses Jahr einiges zu Feiern: 100 Jahre Litauen, vor 80 Jahren war die erste Teilnahme Litauens an einer Eishockey Weltmeisterschaft und jetzt im April die IIHF Weltmeisterschaft Div I B in Kaunas. Was bedeutet dieses Event für das Land und für den Eishockeysport im Allgemeinen?

Nerijus Juodelis: „Auch ich sage Danke für Dein Kommen. Ja, für unser Land ist dies eine großartige und wichtige Veranstaltung mit  den stattfindenen Feierlichkeiten in diesem Jahr. Wir hatten 2009 eine Heim-WM der Div I – es gab keine verschiedenen Gruppen – es fand in der „Siemens“-Arena in Vilnius statt. Nach dieser unrühmlichen WM (5. Platz) hatten wir einige schlechte Zeiten mit vielen negativen Berichten in der Presse, und einigen unpopulären Geschichten über den Verband. Einige Kollegen, Freunde und ich dachten wir müssen etwas ändern. Wir begannen 2009 mit einer reinen Nachwuchsliga. Diese war vom Verband getrennt, und wir starteten diese Liga und gleichzeitig auch einen „Neuanfang“ im Verband. So haben wir 2009 die Litauische Nationale Eishockey Liga gegründet und IIHF hat uns die Erlaubnis gegeben, das Land zu repräsentieren. Nachdem wir alles neu organisiert hatten, fingen wir neu an. Im Jahr 2014 veranstalteten wir die WM Div IB und wir hatten das erste Spiel an einem Ostersonntag (was in Litauen unüblich ist) gegen die Niederlande. Zuvor hatten wir diese Spiele gegen die Holländer immer verloren, obwohl wir auf dem gleichen Niveau gespielt hatten. Aber nicht dieses Spiel – wir haben 4:0 gewonnen. Es fanden sich 4.500 Besucher ein, und nach diesem Spiel schrieb die Presse durchaus sehr positiv. Nach dieser WM – wir sind Dritter geworden, hatten wir etwa 40% mehr Kinder in den Hockeyschulen. Sie sahen ihre „Heroes“ (Anm. Zubrus, Armalis), waren motiviert Eishockey zu spielen und die Schulen hatten regen Zulauf.“

PF: Zu den „Heroes“, in diesem Jahr sind die zwei absolut besten und prominentesten litauischen Spieler im Team zu finden – Darius Kasparaitis und Dainius Zubrus. Mit diesen Spielern ist doch der Aufstieg das Ziel und auch im Bereich des Möglichen?


NJ: „Bei der Heim-WM 2014 haben wir den 3. Platz in Folge belegt, es war auch die höchste Platzierung der letzten Jahre. Besser waren wir nur 2006 – wo wir unser letztes Spiel gegen Österreich gespielt hatten. Wir mussten gewinnen, führten auch nach zwei Dritteln 3:2, schlussendlich haben wir haben 3: 5 verloren und sind Zweiter – also Silber – geworden. In diesem Jahr wollen wir mehr. Wie haben wir diesenZuschlag für diese WM bekommen? – wir fingen an zu überlegen: 2018 feiert unser Land das 100jährige Bestehen, der Eishockey Verband sein 80-Jahr-Jubiläum, und wir  haben nur zwei berühmte Spieler: Darius Kasparaitis und Dainius Zubrus, wäre schön wenn wir diese beiden bewegen könnten nochmals für ihr Land zu spielen. Ein Knackpunkt war, Kasparaitis wurde in Litauen geboren und hat die litauische Staatsbürgerschaft, er hatte jeweils für die sowjetische und später für die russische Nationalmannschaft gespielt (Sowjetunion U18 / U20, CiS, Russland). Kasparaitis wollte seine Nationalität wechseln, er hatte vier Jahre hintereinander WM gespielt, daher musste er mindestens vier Jahre warten. 2014 war das erste Jahr, in dem er nicht mehr spielte, deshalb begannen wir für das Jahr 2018 zu rechnen. Es ist das erste Jahr, in dem er erstmals für die litauische Nationalmannschaft spielen kann. Er ist jetzt 45, aber er sagte „kein Problem, Jaromir (Jagr) ist 46 und spielte im Vorjahr auch noch imTeam“. Er steht voll im Training, hat auch einiges an Gewicht abgenommen und er ist wirklich sehr fit. Zubrus ist auch schon 39, hält sich aber auch sehr im Training. Beide werden bei dieser WM für ihr Land spielen. Wir sind sehr glücklich darüber, diese Topspieler zu haben, und eine große Chance haben, aufzusteigen.“

PF: Zusätzlich habt ihr also die besten Spieler, die Litauen aufbieten kann, in der Mannschaft und für diese WM zur Verfügung stehen.

NJ: „Leider nicht alle, zwei sind leider verletzt, aber die besten „Top 5″ Spieler unseres Landes sind fit und auch bereit für den Aufstieg alles zu geben.“

PF: In der Gruppe gibt es einige gute Mannschaften und somit starke Konkurrenz für die Top-Plätze – Kroatien, Ukraine und vielleicht auch Japan. Wie denkst Du darüber?

NJ: „Ich denke, das schwierigste Spiel wird gegen die Ukraine sein, das ist wirklich eine sehr starke Mannschaft. Auch Kroatien mit seinen zahlreichen EBEL-Spielern hat ein sehr gutes Team. Aber ich denke, mit unseren Top-Spielern, und wir spielen zu Hause, haben wir wirklich eine gute Chance aufzusteigen.“

PF: Für diese WM habt ihr ein kurzes, aber sehr intensives Vorbereitungsprogramm mit insgesamt 4 Spielen und auch einem Camp in Großbritannien.

NJ: „Großbritannien ist bei der WM 2017 in die Div I A aufgestiegen – wir finden, das sind gute Bedingungen und sind eine Woche in Milton Keanes, bestreiten auch dort zwei Spiele. Zuvor werden wir zwei Spiele in Vilnius gegen die lettische Nationalmannschaft austragen. Wir haben knapp einen Monat Zeit, und daher können wir uns intensiv mit einem sehr guten Programm vorbereiten.

PF: Euer Head-Coach ist der deutsche Bernd Haake. Er ist auch für Eure positive Entwicklung sicher mit verantwortlich. Ist das sein „deutsches“ geordnetes, striktes Handeln und Denken?

NJ: „Ja, viel, sehr viel sogar. Er arbeitet praktisch kostenlos in unserem Team, bringt viel Erfahrung mit, ist reich an Ideen und sein „deutsches“ Denken macht viel möglich. Er schaffte einige Strukturen und schlussendlich haben wir jetzt wirklich „ein Team“. Die Spieler vertrauen ihm und wir vertrauen auf die Spieler. Er arbeitet sehr, sehr professionell, stellte auch einige Regeln für junge Teams auf. Das alles ist nun das Ergebnis aus 2009, als wir mit einer reinen Nachwuchsliga starteten.“

PF: Hat er auch auf das System eingewirkt , das Team und das Team rund ums Team neu organisiert?

NJ: „Ein klares Ja. Bei der letzten WM 2017 in Belfast war es das allererste Mal, dass wir vier spielstarke Linien hatten und wir alle Spiele mit vier Linien in allen 3 Dritteln durchspielen konnten. Das war zuvor unmöglich und so konnten alle spielen. Wir freuen uns auch darauf, noch mehr Kinder zu diesem Sport zu bringen.“

PF: “ In Ungarn wird man den gleichen Weg gehen, das Land wird eine Menge Geld in neue Arenen investieren und auch mit Kinderschulen oder Akademien beginnen. Ist das auch bei Euch auch möglich und kannst Du Dir das vorstellen?

NJ: „Wir haben die Ergebnisse in den letzten Jahre gesehen, und nach dieser WM glauben wir, dass es der richtige Weg war und ist. Es ist jedoch nicht einfach, denn Basketball ist unser Nationalsport. Wenn wir uns im April dementsprechend präsentieren und eine gute Leistung abliefern, glaube ich, dass weitere Kinder und Jugendliche zu diesem großartigen Sport kommen. Zudem erwarten wir, dass dies auch Auswirkungen auf den Aufbau neuer Arenen haben wird.“

PF: Kurz über die nationale Liga – in diesem Jahr gab es 6 Teams, und Serienmeister Elektrenai spielte auch in der zweiten Liga in Weissrussland. Ist es vorstellbar, einmal 10 Mannschaften in der Liga zu haben, bzw. ist die Sponsoring-Situation dafür zu schwierig?

NJ: „Zu Meisterschaftsbeginn  gab es 7 Teams, aber hat in der Saisonmitte aufghört. Also haben wir mit 6 Mannschaften fertig gespielt. Klar, würden wir uns über mehr Teams in der Liga freuen und auch vorstellbar. Allerdings ist das ist nicht einfach, aber wir arbeiten daran. Sponsoring ist so eine Sache –  für den Verband war es nach der Heim-WM 2014 sehr gut, und wir haben jetzt auch gute Partner. Für kleine Teams ist das sehr schwierig und nicht so einfach, für einige große Firmen ist Eishockey also nicht so wichtig. Anders die Situation in Kaunas – da bewegt der Präsident sehr viel und die Organisation ist wirklich gut. Auch durch die Unterstützung von der Stadt (Kaunas), somit hat das Eishockey eine gute Stellung. In Vilnius haben wir aktuell zwei Mannschaften. Die „Hockey Punks“ haben sogar auch eine Hockey-Akademie,und auch eine gute Organisation. Generell glauben wir an die Zukunft, aktuell wir haben an die 1.900 Kinder im Eishockeysport.“

PF: Ist es vielleicht auch in der Zukunft möglich, eine Mannschaft in KHL zu platzieren, wie etwa Dinamo Riga, oder ist das noch zu weit weg?

NJ: „Sicher ist das ein Zukunftsthema, es ist ein langer, langer Weg, wir haben nur zwei Arenen für die erforderliche Kapazität (mindestens 7500), es ist in Kaunas die „Zalgiris“- Arena und hier in Vilnius die „Siemens“-Arena. Zusätzlich ist das auch eine finanzielle Frage, aber ich denke, zuerst müssen wir eine gute, funktionierende und ausgeglichene Liga haben. Ich bin überzeugt, dass unser Weg mit den Schulen und den jungen Eigenbau-Spielern ein guter Weg ist, und vielleicht werden wir in Zukunft auch wieder Top-Spieler wie Zubrus und Kasparaitis hervor bringen.“

PF: Nerijus, vielen Dank für deine Zeit und Informationen und alles Gute und mögle das Ziel „Aufstieg“ gelingen.

NJ: „Auch ich sage vielen herzlichen Dank für die Zeit und die Wünsche.“

Nerijus Juodelis/Organisation Manager Lietuva Hockey Ass., Franz Berger/Puckfans (C) Puckfans
Nerijus Juodelis/Organisation Manager Lietuva Hockey Ass., Franz Berger/Puckfans
(C) Puckfans

Vorbereitungsprogramm:

8.4.2018 – Team Lithuania vs. Team Latvia, Pramogu Arena Vilnius

9.4.2018 – Team Lithuania vs. Team Latvia, Pramogu Arena Vilnius

11. – 18.4.2018 Trainingscamp in GB, Milton Keynes mit 2 Spielen

22. – 28.4.2018 IIHF WC Div IB, Zalgiris Arena, Kaunas, LT