Moritz „Mo“ Müller, der Spieler der deutschen Nationalmannschaft mit dem „C“ auf der Brust, spricht voll Selbstvertrauen und bester Laune nach drei Startsiegen über die WM und seine Jungs
Herzlichen Glückwunsch Moritz Müller zum dritten 3-Punkte Sieg im dritten WM-Spiel! Was können Sie als „Capitän“ über Ihre ‚Jungs‘ sagen?
Moritz Müller: Wie kann es anders sein, ich bin sehr stolz auf die Truppe, wie sie hier in Riga bisher aufgetreten ist. Die Moral und der Teamgeist sind hervorragend und werden mit jedem Sieg noch weiter gestärkt. In den ersten beiden Spielen (9:4 gegen Italien & 5:1 gegen Norwegen) haben wir wirklich starkes Eishockey gezeigt. In der letzten Partie (3:1 gegen Kanada) waren wir nicht so gut, haben aber den Sieg mit viel Willen und Leidenschaft doch noch eingefahren!
In dieser Saison lief es bei Ihren Kölner Haien nicht so gut ist dass eine besondere Motivation hier bei der WM zu spielen?
Moritz Müller: Nein, wer mich kennt, weiß, dass ich jeden Tag, bei jedem Spiel und Training alles gebe – sowohl als Kapitän als auch als Spieler! Aber manche Dinge liegen halt nicht in meiner Hand. Ich versuche alles gleich gut zu machen – manchmal funktioniert es und manchmal nicht so gut, aber es gibt keine extra Motivation!
Drei Siege, neun Punkte, Tabellenführung – wie sieht es mit der Stimmung im Team aus?
Moritz Müller: Was soll, kann ich anderes sagen: TOLL! Sehr gut! Wenn man in so ein Weltmeisterschaftsturnier mit drei Siegen startet, ist die Stimmung sehr positiv. Wir wissen, was wir können und der Erfolg schweißt zusammen!
Nachdem die ersten beiden Erfolge fast schon unter >unter normal< verbucht werden können, stechen doch die drei Punkte gegen Kanada hervor – waren eher als Überraschung zu sehen. Es war wohl der erste Sieg bei einer WM seit 25 Jahren! Wenn auch die ersten beiden Siege schon fast erwartet wurden, war es doch nicht so einfach diese >einfachen< Spiele zu gewinnen! Es kann da zu sogenannten Schlüsselmomenten kommen, in denen sich entscheidet in welche Richtung das Spiel geht. Die beiden ersten Erfolge waren auch nicht so einfach oder klar wie die Ergebnisse vermuten lassen. Gegen Kanada waren wir dann mit unserem Spiel überhaupt nicht zufrieden – ich kann nicht sagen, dass wir schlecht gespielt haben, aber es entsprach nicht unserer Art. Wir waren zu oft in Unterzahlsituationen, aber unsere Moral und Leidenschaft hat uns gerettet. Aber nichts desto Trotz müssen wir heute eine Schippe drauflegen!
Ich habe aus Deutschland schon einige Stimmen gehört, dass das deutsche Team eine „super geile“ Truppe ist, die mit Herz und Leidenschaft spielt. Es sei eine Freude, Ihnen zuzuschauen! Ich denke, dass das Spiel gegen Kanada (3:1) nicht so schlecht war!
Moritz Müller: Doch, da muss ich ganz widersprechen! Spielerisch war es nicht gut – wir haben sehr viele falsche Entscheidungen getroffen, haben viel zu häufig mit einem Mann weniger spielen müssen und so konnte Kanada uns immer häufiger unter Druck setzen. Aber, da bin ich vollkommen bei Ihnen, Leidenschaft und Wille, Schüsse blocken und Einsatz waren voll da und der Mathias (Niederberger, Torwart) hat hinten alles gehalten. Aber unter dem spielerischen Aspekt betrachtet kannst du von solchen Spielen nicht viele gewinnen – vielleicht eines von zehn! Also müssen wir uns spielerisch wieder steigern, um auch da wieder mithalten zu können.
Es sieht so aus, als würde das Team aus einer guten Mischung aus jung und alt – besser vielleicht Erfahrung – bestehen. Wie sehen Sie es?
Moritz Müller: Ja, ich sehe es genauso! Das macht ja auch sehr oft eine Mannschaft aus – die jungen bringen etwas frischen Wind und die älteren halt die Erfahrung und Abgeklärtheit. Auf die richtige Mischung kommt es halt an – da haben Sie vollkommen Recht.
In der Verteidigung sind Korbinian Holzer und Sie wohl die physisch härtesten, wie …?
Also ich möchte aus unserer Verteidigung, oder noch besser aus dem ganzen Team, niemanden besonders hervorheben. WIR haben zusammen, als Mannschaft, die Spiele gewonnen! ALLE haben sich ohne wenn und aber in die Schüsse geworfen, ALLE haben aufopferungsvoll gekämpft, jeder war für jeden da – das macht eine richtige Mannschaft aus!
Nach diesem perfekten Start, sind Ihre Erwartungen, und die der anderen, größer geworden?
Moritz Müller: Nein! Unsere Ansprüche an dieses Turnier nach diesem perfekten Start haben sich nicht geändert! Wir sind angereist mit dem Willen jedes Match zu gewinnen – von daher sind die Erwartungen gleich geblieben und der Anspruch an uns selber bleibt bestehen, das nächste Spiel zu gewinnen!
In diesem Jahr gibt es, Corona bedingt, keinen Absteiger – können dadurch alle Mannschaften befreit aufspielen?
Moritz Müller: Zu aller erst möchte ich mal klarstellen, dass der Abstieg für uns sowieso von Anfang an kein Thema war und diese Wort kommt bei uns überhaupt nicht mehr vor. Ich habe daran auch keinen einzigen Gedanken verschwendet – mir war auch gar nicht bewusst, dass in diesem Jahr keiner runter muss. Das habe ich erst hier erfahren.
Was kommt jetzt noch auf Sie zu? Wie läuft es weiter?
Moritz Müller: Wie ich bereits sagte, wir wollen jedes Spiel gewinnen – auch das letzte! Wir haben eine tolle, fantastische Truppe zusammen. Als Führungsspieler und Anführer dieser Mannschaft habe ich es echt leicht, was nicht immer der Fall sein muss! Hier komme ich in die Kabine, schaue in die 20 Gesichter und weiß, dass jeder 100 % bereit ist für den anderen durch’s Feuer zu gehen. Es ist eine großartige Mannschaft, in der ich als ‚Kapitän‘ gar nicht so viel machen muss. Diese Jungs machen es mir sehr einfach!
Welchen Anteil hat Ihr Coach Toni Söderholm an dieser tollen Entwicklung?
Moritz Müller: Er ist ein ganz hochklassischer Trainer! Was er bringt ist alles auf einem sehr hohen Niveau – sowie fachlich als auch menschlich! Man kann dies ja auch an seinen Erfolgen festmachen.
Zum Schluss noch: Vor dem Turnierstart wurden Sie auch von einem Fernsehsender aufgefordert – wie alle anderen auch – einen Torjubel zu zeigen! Erzählen Sie mal!
Ja, wir sollten alle in so einer „Torjubel-Choreografie“ so eine Situation spielen – da habe ich denen gesagt, dass dies bei mir nicht so gut gehen würde, da ich statistisch gesehen nur alle 12 Jahre eine WM-Tor schießen würde! – Und dann schieße ich direkt im ersten Spiel gegen Italien den Ausgleich zum 2:2!
Und was für ein wichtiges es war – vielleicht sollten Sie vor jedem Spiel so einen Jubel proben! Vielen Dank!