Finnland steht überraschend aber verdient im Semifinale

Die finnische Mannschaft ließ den Gruppensieger der Köln Gruppe einige Male alt aussehen und siegte am Ende überraschend aber verdient mit 2:0.

Während die US-Boys in der Gruppe A ziemlich souverän auftraten und sogar den starken Russen die einzige Niederlage in der Vorrunde zufügen konnten, hatten die Finnen ihre Mühe, sich zu qualifizieren und konnten mit den bisherigen Leistungen keineswegs überzeugen. Leichter Favorit, zieht man die Vorrunde heran, ist das Team USA von Coach Blashill leicht zu favorisieren, Eishockeyfans wissen aber, dass Playoff Spiele ohnehin eigenen Gesetzen folgen. Finnland war seit 2006 nie schlechter als sechster und eroberte im selben Zeitraum immerhin sechs Medaillen. Bei den USA ist es Johnny Gaudreau von den Calgary Flames, der bislang für die meiste Furore sorgen konnte, bei den Finnen Youngster Sebastian Aho von den Carolina Hurricanes, der bei seiner ersten WM die Erwartungen schon übertroffen hat. Für Spannung ist also gesorgt, gleich geht es los in Köln!

Hinein geht es in den ersten Abschnitt, man merkt nicht, um wieviel es hier geht. Beide Teams verstecken sich nicht und sind bemüht, Puck und Gegner laufen zu lassen. Es geht die Eisfläche rauf und runter, Torchancen gibt es bisher noch nicht, die ersten vier Minuten sind um, ein wenig mehr Offensiv drang lassen die US-Amerikaner erkennen. Beide Teams spielen auf einem technisch hohen Niveau, von der Unsicherheit der Finnen aus der Vorrunde ist vorerst nichts zu bemerken. Juuso Hietanen ist es in Minute zehn, der die Scheibe mit einem ansatzlosen Wristshot an die Stange knallt, Jimmy Howard im US Tor wäre da nicht mehr dran gekommen, die Stange rettet zunächst. Es geht weiter wie es begonnen hat, die Zuseher erleben ein gutes und rasantes Spiel auf gutem technischen Niveau. Finnland wird zusehends stärke, das führt zu einer ersten Strafzeit gegen die USA, Nick Schmaltz ist der Übeltäter und bekommt dafür erst einmal zwei Minuten Nachdenkpause von den Referees verordnet. Die Finnen kommen zwar zu Chancen, können diese aber nicht nutzen, noch eine Minute zu spielen, bevor es in die erste Pause geht. Der Spielstand ist nicht sonderlich attraktiv, nicht so das Spiel, es ist schnell, offen und auf Augenhöhe. Die Zuseher können sich auf zwei spannende Drittel freuen.

Beide Teams sind zurück, der zweite Abschnitt kann beginnen. Es ist noch keine halbe Minute gespielt, als sich Anders Lee auf die Strafbank verabschieden muss, wieder die Finnen mit der Powerplay Chance. Diesmal klappt es für die Finnen, Mikko Rantanen macht völlig frei stehend vor Keeper Howard das 0:1 (21PP). Die USA wirken nicht ganz so locker und souverän wie in der Vorrunde, da ist jedenfalls noch Luft nach oben, die es auch brauchen wird, die Finnen spielen das clever und machen die Räume sehr gut zu. Es sind schon wieder fünf Minuten in diesem Drittel gespielt und noch ist den US-Boys kein einziger ernsthafter Torschuss geglückt. Anders Lee nimmt die nächste Strafe gegen die USA, Beinstellen gegen Aho. Die Überzahl bringt nichts ein, die USA können ein gutes Penaltykilling spielen und die Finnen vom Tor weghalten. Brock Nelson kommt nach längerer Zeit wieder einmal zu einer Chance für die USA, aus der Distanz fasst er sich ein Herz und zieht einmal in Richtung Tor ab, Harri Säteri im Tor der Finnen ist mit der Schulter dran und kann die Scheibe über die Latte lenken, da hat nicht viel gefehlt. Aus dem Spiel heraus fehlt den US-Boys immer noch die Kreativität, um die Finnen ernsthaft unter Druck zu setzen. Gut zwei Minuten vor Drittelende ist es erstmals ein Finne, der in die Kühlbox muss, Antti Pihlström darf im Auftrag der Refs kurz pausieren. Das amerikanische Überzahlspiel endet fast zeitgleich mit dem Drittel, bislang keine überzeugende Leistung der US-Boys, ein wenig Ratlosigkeit macht sich phasenweise schon breit.

Der Schlussabschnitt beginnt in Köln, werden es die Amis jetzt mit der Brechstange versuchen? Spielerisch fehlen im Moment auch noch weiterhin die Mittel, dafür schleichen sich langsam die ersten Frustaktionen ein, mit Strafen werden die US-Boys sicher nicht zum Erfolg kommen. Trotzdem nimmt Kevin Hayes eine Strafe, er verliert den Helm und greift nochmals ins Spiel ein, in Europa ist das ein Regelverstoß, nicht in der NHL, eine vermeidbare Strafe. Die Finnen können nun alles klar machen. Das Powerplay bringt zunächst nichts, dafür ist es wenige Minuten später Joonas Kemppainen, der nach einem Abspielfehler von Shea und einer Traumkombination mit Alltonen, das war ein Doppelpass für das Hockeylehrbuch, 0:2 (47). Wenn Team USA jetzt nicht ganz schnell etwas einfällt, ist es das wohl gewesen mit dieser WM. Allerdings darf Kevin Hayes zwei Minuten später wieder in der Kühlbox Platz nehmen, so wird das nichts mehr für die USA. Es geht noch fünf Minuten, die Finnen machen das defensiv sehr clever, verlegen sich aufs kontern, die USA kommen und kommen nicht vor das Tor, langsam dürfte das WM Aus für die Blashill Truppe Realität werden. Trotz einer Strafzeit gegen die Finnen kurz vor dem Ende, gelingt der US Truppe kein Treffer mehr.
Der Vierte der Paris Gruppe lässt den Sieger der Köln Gruppe alt aussehen und gewinnt verdient nach einer guten Partie mit 2:0. Finnland ist somit der erste Halbfinalist.

Bericht: Oliver Danihel