Schmerzvolles Aus der Schweiz – Wirklich das bestmögliche Team?

SUI Ass. Coach Tommy Albelin , SUI Head Coach Patrick Fischer,  © Puckfans.at / Andreas Robanser

Ja, die Niederlage schmerzt. Als Schweizer so wieso. Wie gross war die Hoffnung. Wir gross die Ernüchterung. Es drängt sich eine Frage auf – War dies wirklich das bestmögliche Team? Ein Blick in die Vergangenheit sagt nein.

Als Schweizer Journalist hat man es nicht einfach. Wieder sind die Schweizer in einem Viertelfinale gegen Deutschland ausgeschieden. Dieser Niederlage schmerzt, weil sie wieder gegen die Adler gescheitert sind. Und dass es der „große Kanton“ war.

Bei Turnier Start sagte Rick Goldmann auf Sport 1 bei der Analyse der Teams, dass die Schweizer ihn mit diesem Kader nicht überzeugen. Anders klang es aus der Sicht von SRF-Experte Philipp Furrer. Es sei das beste Team, das für die Schweiz jemals auf dem Eis gestanden habe. Goldmann kritisierte dabei, dass die Schweizer zu viele NHL-Spieler im Kader habe und zu wenig breit abgestützt sei. Es würden ihm die Tiefe fehlen. Furrer indes war überzeugt, dass die Mischung stimmte, der richtige Weg eingeschlagen sei und der Kader tief genug besetz wäre. Schon diese diametral auseinandergehenden Meinungen zeigen die Unterschiedlichen Wahrnehmungen bei Experten und Journalisten auf. Goldmann, der auch gegenüber Deutschland kritisch war, verglich den Schweizer Kader mit der Silbermannschaft von 2018. Die jetzige Mannschaft sei weniger breit besetz gegenüber der Silbermannschaft von 2018. Er gebrauchte dabei nicht die Worte Indianer und Häuptlinge. Aber seine Aussage sollte sich bewahrheiten.

Vergleicht man die Kader der Silbermannschaft mit demjenigen in diesem Jahr fallen einem zwei Dinge auf. Aus der NHL waren mit Roman Josi, Kevin Fiala, Mirco Müller, Timo Meier und Nino Niederreiter fünf Stammspieler dabei. In diesem Jahr standen mit Jonas Siegenthaler, Nico Hischier, Janis Moser, Nino Niederreiter, Denis Malgin und Kevin Fiala sechs NHL-Spieler im Kader.  Hätten alle Spieler zugesagt, wären mit Roman Josi, Akira Schmid, Timo Meier, Philipp Kurashev, und Pius Sutter elf Spieler aus der NHL im Kader gewesen. So viel wie keine andere Nation an diesen Weltmeisterschaften in Riga und Tampere. Dass die Schweiz unterdessen ein solch grosses Kontingent an Spielern aus Nordamerika aufbieten könnte, zeigt, welchen Schritt der einstige Abstiegskandidat seit 1998 und der Übernahme der Schweizer Nationalmannschaft von Ralph Krüger gemacht hat. Und dennoch fehlten wichtige Ergänzungsspieler, welche vor fünf Jahren dabei waren. Teilweise freiwillig, teilweise wurden sei nicht mehr Aufgeboten. Der forcierte Umbruch von Nationaltrainer Patrick Fischer ist indes richtig und wichtig. Überspitzt formuliert muss man nicht alten Wein in neue Schläuche verpacken, sondern neuen Wein in neuen Schläuchen reifen lassen.

Die zweite Problematik die sichtbar wurde, war die fehlende physische Präsenz vor dem Tor. Brecher wie Tristan Scherwey, Chris Baltisberger oder Mike Künzle fehlten. In der Verteidigung wären vielleicht auch Yannick Rathgeb, Dominik Egli und Mirco Müller nötig gewesen, um vor dem Tor richtig aufzuräumen oder physische Präsenz zu markieren. Damit wäre der Umbruch nicht radikal erfolgt, sondern langsam und in Schritten.

Natürlich, dies ist Jammern auf hohem Niveau. Es zeigt indes auf, dass der Trainer immer derjenige ist, der das Fett abbekommt. Dies lässt sich am besten an einem Beispiel verdeutlichen. Fischer erlaubte sich die Frechheit, für das Spiel gegen Lettland die Spieler Hischier, Malgin, Niederreiter und Kukan nicht spielen zu lassen. Er gab ihnen einen zusätzlichen Tag frei. Dies soll, gemäß einigen Journalisten, dazu geführt haben, dass die Magie des Schweizer Spieles weg war. Doch drehen wir das ganze um. Was wäre gewesen, wenn der Erfolg da gewesen wäre? Hätten die Journalisten nicht Fischer unendlich abgefeiert für seine Kühnheit, diesen vier Spielern einen freien Tag mehr zu geben? Dann wäre Fischer der Held gewesen, der alles richtig gemacht hat.

Im Sport bringt einem eine Niederlage zu Unzeit weiter, als wenn alles nach Plan verläuft. Ja, die Schweiz wird aus dieser Niederlage gegen Deutschland die richtigen Lehren ziehen. Sie kam zur richtigen Zeit. Am richtigen Ort. Gegen den Richtigen Gegner. Gerade deshalb gilt es, an Patrick Fischer festzuhalten. Mit dem Ziel, 2026 an den Weltmeisterschaften in der Schweiz, um den Titel zu spielen. Jetz den Trainer zur Diskussion zu stellen ist unvernünftig und bringt Unruhe in den Verband. Auch wenn wir Journalisten gerne die Zielsetzungen kritisieren. Doch wie sagte ein CEO eines Schweizer Eishockey Klubs in einem Interview: „Wenn wir nicht Jahr um Jahr den Schweizer Meistertitel als Ziel ausgeben, im Wissen darum, das dies weitere fünf Teams tun, dann brauchen wir gar nicht an der Meisterschaft teilzunehmen. Denn als CEO, Sportler, Fan und Sponsor willst Du immer, dass Dein Team den Titel holt. Dabei ist scheitern kalkuliert. Es kann nur einen Meister geben.“

Vielleicht sollten wie Schweizer uns gerade an dieser Aussage verinnerlichen, das Scheitern eine Tugend ist, die uns weiterbringen kann. Wer weiß, vielleicht grüßen wir an der eigenen Weltmeisterschaft 2026 als Weltmeister. Es wäre das Ultimo-Ratio im Sport – doch schwer zu planen. Das ist das Schöne am Sport.