Martin Gerber der erste Schweizer in der KHL

Martin Gerber, ©Puckfans.at/Andreas Robanser
Martin Gerber, ©Puckfans.at/Andreas Robanser
Nächste Woche finden in Zürich die zweiten KHL World Games statt. Martin Gerber bestritt 2009-10 30 Spiele in der KHL. Der heute 44-Jährige spricht über diese Zeit und was er heute macht.

Mit der typischen Gelassenheit, die man den Emmentalern nachsagt, beantwortet er die Fragen. Der Mann, welcher so viel im Eishockey erlebt hat, wie wohl sonst kaum ein anderer Schweizer freut sich auf die KHL Spiele Ende November. „Aufgeregt bin ich nicht, aber es interessiert mich sehr zu sehen, wie sich das Eishockey entwickelt hat seit meiner Zeit bei Atlant. Klar sieht man die Mannschaften auch immer wieder am Spenglercup, aber ein Ligaspiel ist dann doch etwas anderes.“ Martin Gerber war der 1. Spieler, welcher den Sprung in die KHL aus der Schweiz gewagt hatte. 30 Mal stand er zwischen den Pfosten bei Atlant Mytischi, einem Vorort von Moskau. Diese Zahl war nicht höher, weil er sich das 1. Mal in seiner Karriere eine grobe Verletzung zu zog: „Die Zeit war zuerst im Spital von Vityaz sicher schwierig. Man hat nichts verstanden und keiner konnte mir sagen, was los war. Als mich der Klub in die Sportklinik nach Moskau verlegte war die Betreuung aber super! Das hat mir sicher geholfen wieder zurückzukommen.“
Vityaz war bekannt dafür viele Enforcer zu haben und sehr körperbetontes Eishockey zu spielen. In Spielen gegen solche Mannschaften musste man immer etwas mehr aufpassen, aber die Verletzung hatte nichts damit zu tun. „Der Spieler zog aufs Tor, wie es immer wieder geschieht und in dem Moment ist es halt blöd gelaufen.“ Trotz dieser schwierigen Phase erinnert er sich gerne zurück.
Er habe viele gute Erinnerungen an Russland, unter anderem gebar seine Frau ihr 1. gemeinsames Kind dort. Die weniger schönen Erinnerung blende man halt gerne aus. „Die Umstellung für einen Schweizer ist riesig. Die Sprache, das ganze drumherum. Wenn man nicht in einer Großstadt wie ich gespielt habe, ist auch nicht viel zu tun neben dem Eis.“ Besonders geblieben ist ihm auch der Verkehrsmoloch von Moskau. „Verkehrschaos war ich mir schon von Los Angeles gewohnt, aber Moskau ist noch eine Ecke extremer. Man weiß nie, ob man 30 Minuten oder 3 Stunden für etwas braucht. Meine Frau hatte auch einen eigenen Fahrer. Das wäre schwierig für eine Hochschwangere ohne geworden.“ Die kulturellen Unterschiede und Sprachbarriere zählt er auf, warum es erst so wenige Schweizer in der KHL oder schon vorher in Russland probiert haben. Die Finnen und Tschechen würden meistens auch dahin gehen, wo es schon einen von ihrer Nation habe. Das scheint Sinn zu machen.

Der 2. Schweizer in der KHL, Goran Bezina, ging mit seinen kroatischen Wurzeln damals auch zu Zagreb möchten wir hier ergänzen. Dazu komme noch die Ausländerbegrenzung und das schlicht weg alles anders sei führt er fort. Er selber wäre auch gerne länger geblieben: „Hätte ich mich damals nicht verletzt, hätte ich wahrscheinlich noch die eine oder andere Saison mehr gespielt in Russland. Dann kam noch das Angebot aus Edmonton und wir brachen unsere Zelte wieder ab.“

Damals spielte er auch mit einem gewissen Sergei Moziakin, welcher mit Metallurg in der Neujahrswoche in Davos gastiert, zusammen. Mittlerweile führt dieser die ewige Skorerliste der KHL an. „Er war weder besonders groß oder sonst irgendwie auffällig, aber der Typ hat einfach immer eingenetzt. Das war schon beeindruckend zu sehen, was er am Stock konnte. Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, welcher solch einen Torriecher hatte.“

Ein KHL Team in der Schweiz könnte er sich gut vorstellen. „Huttwil war damals sicher der falsche Ort, aber es wäre sicher eine interessante Sache.“ Bedenken hätte er vor allem was das Wissen des Publikums angeht. In Russland gäbe es so viele Weltklasse Spieler, welche man in der Schweiz nicht kennt. Vom Spenglercup kennt man die eine oder andere Mannschaft, aber ansonsten müsste man sicher sehr viel Werbung machen. „Die Schweiz lebt auch extrem von der Derbykultur. Dies merkt man auch am Interesse an der Champions Hockey League.“

Da es in letzter Zeit eher ruhig geworden ist um ihn, kommen wir zum Schluss noch auf seine aktuelle Tätigkeit zu sprechen. Die Pause vom Eishockey hatte er als gut empfunden nach seiner Karriere. Sie sei wegen der Reha nicht ganz freiwillig erfolgt, aber im Nachhinein war es genau das richtige. Martin Gerber betreut seit letzter Saison die Novizen der SCL Young Tigers als Assistenz Coach. Es macht ihm Spaß, das Ganze aus einer Spielersicht anzuschauen, nachdem er nun Jahre als Goalie verbracht hatte. „Ich lerne jeden Tag neues und ich unterstütze den Head Coach wo ich kann.“
Es macht ihm Spaß mit den jungen Spielern zu arbeiten und ihnen dann und wann einen
Tipp aus seinem Erfahrungsschatz zu geben. Er gibt zu, dass die jüngere Generation ihn Teilweise bereits nicht mehr als einen erkennt, welcher aus der 2. Liga auszog um die NLA, NHL, Schweden und die KHL zu erobern. Wer weiß, vielleicht wird er den einen oder anderen dieser Jungen auch in die KHL bringen.